Berlin, den 4. Juli. Für den vergangenen Samstag wurde bei der Langen Nacht der Wissenschaften ein Vortrag zum Thema „Geschlecht ist nicht gleich Geschlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt“ geplant. Nachdem einige Kundgebungen gegen den Vortrag und die referierende Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht angekündigt wurden, sagte die Humboldt-Universität, die den Vortrag in ihrem Programm hatte, diesen mit Verweis auf Sicherheitsbedenken ab.
Landesvorsitzende der Liberalen Hochschulgruppen Berlin-Brandenburg, Luise Langer, dazu: „Die Absage der Veranstaltung ist kein gutes Zeichen für den offenen Diskurs unserer Berliner Hochschulen. Für uns sind Universitäten Orte, an denen alle Themen wissenschaftlich diskutiert werden können. Das gilt auch für unliebsame Meinungen. Wir sind der Überzeugung, dass inhaltlich falsche Meinungen mit Argumenten entkräftet werden sollten und nicht mit einem Ausschluss aus dem Diskurs. Denn in der Opferrolle fühlen sich diese Kräfte bestätigt. Ich hätte mir darum gewünscht, dass eine weitere Wissenschaftlerin eingeladen worden wäre, die wissenschaftlich fundiert erklärt hätte, dass es durchaus mehr als zwei Geschlechter gibt.“
Johannes Dallheimer, zuständig bei der Berliner LHG für Studium und Lehre, wird noch deutlicher: „Die Lange Nacht der Wissenschaften ist normalerweise darauf angelegt, die Forschung an den eigenen Hochschulen einem breiten Publikum zu präsentieren. Die Humboldt-Universität hat stattdessen sich für einen kontroversen Vortrag entschieden, ist durch den Gegenwind eingeknickt und muss sich nun den Vorwurf gefallen lassen, sie würde eine offenen Debatte nicht zulassen. Das ist peinlich.“ Und Christopher Sitzmann, der Chef der örtlichen LHG-Gruppe an der HU, merkt an: „Leider hat sich unsere Uni mit dieser Aktion bundesweit blamiert. Das schadet dem Ansehen unserer Forschungsarbeit, der Hochschule und uns Studierenden.“

Inzwischen hatten sich auch die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und der Vizepräsident des Deutschen Bundestag, Wolfgang Kubicki (FDP) ähnlich kritisch zu dem Fall geäußert.